Die Vereinigung mit Rumänien ist erneut ein Thema der Straßenkundgebungen in der Republik Moldau geworden. Darüber lesen wir in einem Artikel von dem Korrespondenten der Deutschen Welle in Chisinau, der Sektion in der Rumänischen Sprache, Vitalie Calugareanu.
Ungefähr 3000 Menschen marschierten am Sonntag, dem 16. September 2012 durch das Zentrum und die Straßen von Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau. Sie riefen Vereinigungslosungen aus. Der Marsch wurde von mehreren ausserparlamentarischen Parteien und Nichtregierungsorganisationen veranstaltet.
Die Kundgebung verlief ohne Zwischenfälle, dank der Polizei, der es gelungen ist die Gegner schnell zu isolieren - die sogenannten "Patrioten von Moldau" - die versucht hatten die Menge zu provozieren. Am 5. August des Jahres in Balti, in der nördlichen Hauptstadt der kleinen südosteuropäischen Republik eskalierte eine ähnliche Demonstration in Gewaltakten, nachdem die Anhänger der prorussischen politischen Kräfte die Unionisten attackierten, die friedlich manifestierten.
Die gegnerische Regierung, wie in der Voronin-Periode
Dorin Chirtoaca, der liberale Bürgermeister von Chisinau, trat als der einzige politische Leader, dem "Vereinigungsmarsch" bei. Restlich, wie in der Zeit der kommunistischen Regierung (2001-2009), taten die Behörden alles Mögliche, um den Marsch der Vereinigungskräfte, der Unionisten, zu stoppen. Am Vorabend, rief der Premier in einer öffentlichen Ansprache die Bevölkerung dazu auf, den "Vereinigungsmarsch" zu ignorieren. Er wies auf die Gefahr der Destabilisierung der Situation auf. Während der Nachrichten und Sicherheitsdienst erklärte, dass der "Vereinigungsmarsch" angeblich durch die extremistischen Kräfte von aussen finanziert worden sei.
Am Tag der Kundgebung, wurden die Angestellten der Verkehrspolizei auf den Straßen des ganzen Landes positioniert. Sie überprüften mühselig alle "verdächtigen Busse", d. h. diejenigen, die Trikolore trugen.
Der Pro-Unionistische Marsch in Chişinău. Auf dem Banner können wir lesen: "Die Vereinigung erzeugt die Kraft".
Die Organisatoren kündigten an, dass wegen der Polizeimaßnahmen mehrere Busse mit Demonstranten mit Verspätung nach Chisinau kamen und ein großer Teil der Anhänger der Vereinigung mit Rumänien sich von den Behörden einschüchtern ließen. Eine der Marschveranstalter vom Sonntag, die Vorsitzende der National Liberalen Partei (rumänisch abgekürzt PNL) Vitalia Pavlicenco, sagte: sie wolle den Ministerpräsidenten wegen des Verstoßes gegen die fundamentalen Freiheiten und Menschenrechte, vor dem Gericht verklagen.
Filat: "Die Feinde von Moldau"
Am Sonntag, teilte Vlad Filat während einer TV-Sendung mit, dass die Organisatoren des "Vereinigungsmarsches" als "Feinde der Republik Moldau" genauso gefährlich sind wie die Kommunisten, die zum bürgerlichen Ungehorsam aufriefen oder andere gegnerische Kräfte, die sich ein Referendum für den Beitritt der Moldau zur Euroasiatischen Union wünschten. "Sie wollen das Land auf die Barrikaden stellen. Ich habe die Lage sehr gut analysiert, Daten aufgesammelt, um eindeutig zu verstehen welche die Ziele sind und wer am Stattfinden solcher Aktionen interessiert ist. Die Marschdemonstrationen sind das ersichtliche Element, hinter dem Untergrundelemente existieren", erklärte der Premier, der versicherte, dass "jeglichen subversiven Tat kategorisch vorgebeugt wird".
Die Forderungen
Die Teilnehmer am Vereinigungsmarsch legten der Staatsführung eine Reihe von Forderungen vor, die den Weg der Republik Moldau in Richtung EU erleichtern soll: die Verfassungsänderung, durch die die Benennung der Staatssprache aus der "moldauischen" in die rumänische Sprache umbenannt wird; die Lösung des Transnistrien-Konflikts; die Beachtung des Minderheitenrechts zur Aufbewahrung der Sprache und Kultur und das Verbot der Kommunistischen Partei.
Der Vereinigungsmarsch wurde von der Bürgerlichen Platform Aktion 2012 (auf rumänisch: Platforma Civică Acţiunea 2012) organisiert, eine Koalition von über 30 Nichtregierungsorganisationen und Initiativgruppen aus Rumänien, Republik Moldau und anderen europäischen Ländern, sowie den Vereinigten Staaten von Amerika, die die Vereinigung der Republik Moldau mit Rumänien unterstützen und sich für das Wiedereinfinden der Rumänen von beiden Seiten des Flusses Pruth im Rahmen eines und desselben Staates einsetzen.
Anzumerken ist, dass die historische Provinz Rumäniens Bessarabien, die zum großen Teil das Territorium der heutigen Republik Moldau umfasst, bis zum 28. Juni 1940 ein Bestandteil vom Königlichen Rumänien gewesen ist. Nicht umsonst flammen immer wieder Wiedervereinigungsbestrebungen mit Rumänien in der heutigen Republik Moldau auf. Die Bevölkerung dort ist rumänisch. Sie spricht die rumänische Sprache, hat dieselbe rumänische Kultur, dieselbe gemeinsame Geschichte und dieselbe orthodoxe Religion. Hier lassen sich die gemeinsamen Wurzeln der beiden Länder definitiv nicht leugnen. Die gemeinsame nationale Identität der Merheitsbevölkerung der beiden europäischen Staaten ist offenkundig. Das sind alles die fundamentalen Grundlagen dieser Einheitsbewegung in Moldau. Sie verstärken die zentrifugalen Tendenzen einer Annäherung auf beiden Seiten. Die beiden rumänischen Staaten bekennen sich und verteidigen dieselben Werte der Demokratie, Freiheit und Menschenrechte. Rumänien ist bereits seit dem 1. Januar 2007 Mitglied der Europäischen Union. Seitdem ist das neue EU-Land Rumänien für die Bürger Moldovas wesentlich attraktiver geworden. Moldau orientiert sich ebenfalls in Richtung Europa. Die Moldau-Rumänen sind Europäer, demzufolge ist es ihr Recht die Hoffnungen auf einen EU-Beitritt zu hegen und dies publik zu verlangen.
Ein ähnlicher Vereinigungsmarsch wird in Bukarest am 21. Oktober 2012 stattfinden. Sein Ziel wird die Sensibilisierung der öffentlichen Meinung in Rumänien im Bezug auf die Notwendigkeit der Vereinigung sein.
Die Unionisten vor dem Platz der Akademie der Wissenschaften in Chisinau, Moldau.
"Wir sind 200 Jahre unter Okkupation. Es reicht", lautet die Schrift.
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